Serviceangebot : Steyr-Werner mit neuer Dienstleistungsoffensive
Eine große Anzahl von Großhändlern quer durch alle Branchen und Geschäftsmodelle haben bereits Initiativen gestartet, um ihre Geschäftsprozesse zu digitalisieren. Dennoch nimmt hier laut einer aktuellen Studie von Roland Berger, keiner eine Vorreiterrolle ein. Jeder fünfte Großhändler schätzt sich und seine Aktivitäten nicht besser oder schlechter als die Konkurrenz. Das heißt, es gelingt ihnen mit den bisherigen Bemühungen wohl nicht, die Digitalisierung in vollem Umfang umzusetzen und zu nutzen. Zwei zentrale Gründe sind laut der Studie dafür denkbar: Zum einen wird das Thema Digitalisierung noch nicht konsequent genug angepackt und zum anderen besteht noch Unsicherheit, ob die begonnenen Initiativen ausreichen, um in ihrem Geschäftsmodell langfristig gegenüber dem Wettbewerb zu bestehen. Eine der wichtigsten Herausforderungen der digitalen Transformation liegt also darin, erstmal die technischen Voraussetzungen dafür zu schaffen: Knapp ein Drittel der befragten Großhändler aller Branchen hat dabei Schwierigkeiten. Der neuralgische Punkt sind hier weniger die einzelnen ERP-Systeme oder Softwareprodukte als vielmehr deren Integration zu einem strategisch wie technisch funktionierendem einheitlichen System. Großhändler wissen zwar, dass sie sich den digitalen Herausforderungen stellen müssen, jedoch herrscht über die konkrete Marschroute meist noch Unklarheit. Neben Bedrohungen durch „digitalisierte“ und damit neue Wettbewerber, die sich aggressiv am Markt bewegen, eröffnen sich aber auch neue Chancen. Großhändler müssen also für eine digitale Welt eine individuelle Strategie entwickeln.
Differenzierung durch Positionierung
Während manche technische Händler sich als reine Logistik-Dienstleister verstehen, hat sich die Steyr-Werner Technischer Handel GmbH als Vollsortimenter mit Produkten aus dem europäischen Raum in Top- oder Standardqualität und technischer Beratungskompetenz sowie Kundenbindung auf persönlicher Ebene als auch Dienstleistungen mit höherem Automatisierungsgrad positioniert. Daraus bündelt das Handelsunternehmen ein kompetitives Angebot für seine Kunden aus der Industrie, dem Handwerk und Gewerbe sowie den kommunalen Organisationen. Das Sortiment umfasst im Wesentlichen Teile für Maschinenelemente, Fluidtechnik sowie den Bereich Betriebs- und technische Verbrauchsmittel. „Hierfür bieten wir einen Standard-Webshop, kundenspezifische Produkt- bzw. Sortimentskataloge sowie digitale Lösungen, um zur Kostenreduktion direkt in die Prozesse beim Kunden einzugreifen“, erklärt René Veuc, Supply Chain Experte bei Steyr-Werner. „Damit werden Beschaffungsvorgänge nach unseren Systemen digitalisiert, Bedarfe elektronisch gemeldet und automatisch eine Bestellung generiert.“ Der Kunde erspart sich so den aufwändigen Prozess einer herkömmlichen Bestellung. Das heißt, die Bestellanforderung geht automatisch in die einzelnen Phasen einer Bestellabwicklung über. Das geht soweit, dass Steyr-Werner auch das Reporting bzw. Monitoring und letztlich das Controlling im Bereich C-Teile übernimmt. Die Kunden profitieren durch die Digitalisierung letztlich von kürzeren Beschaffungszeiten, verbrauchsgerechten Lieferintervallen, geringeren Aufwendungen für Qualitätskontrollen, Optimierungen der definierten Warenbestände und des Lagerbedarfs sowie Reduzierungen bei den Prozesskosten. „Im ersten Jahr der digitalisierten Umstellung können mitunter Ergebnisse bis zu deutlich über 30 Prozent Einsparung erreicht werden“, betont Veuc. „Im zweiten bis dritten Jahr ist ein Einsparungspotenzial zwischen 15 und 17 Prozent möglich.“
Optimierung durch Digitalisierung
Zu den wesentlichen Herausforderungen im technischen Handel gehören heute beschleunigte Zeithorizonte, die Integration von vor- und nachgelagerten Aufgaben entlang der Supply Chains sowie die Globalisierung und Individualisierung in der Kundenbetreuung. Zunehmende Unsicherheiten und Volatilitäten in den Märkten erfordern flexible und bestens abgestimmte Abläufen. Make or Buy-Entscheidungen und Open-Book-Kalkulation sind nicht länger der produzierenden Industrie vorbehalten, sondern werden entlang der Supply Chains folglich auch zum Thema des Handels. „Das hat zur Folge, dass wir zusehends mehr serviceorientierte, integrative Aufgaben in den Prozessen der Supply Chains anbieten und eine aktive Rolle bei Lösungen und Optimierungen von Bewirtschaftungsprozessen übernehmen“, sagt Veuc. So unterstützen und beschleunigen bei Steyr-Werner moderne technische Lösungen aus „Industrie 4.0“ die erforderlichen Abläufe im Rahmen automatisierter Workflows vorwiegend im C-Teile-Bereich.
Die Krux mit den C-Teilen
Gerade in diesem Bereich kämpfen Kunden mit einer großen Anzahl von Lieferanten. Etwa 50 Prozent der C-Teile werden über Einzelbestellungen bezogen, d.h. dort entsteht der größte Bestellaufwand. Das bedeutet, dass die Beschaffung von C-Teilen zu überproportional hohen Prozesskosten im Verhältnis zum Einkaufswert führt. Das ist der Tatsache geschuldet, dass bei einem herkömmlichen Beschaffungsprozess viele Einzelbestellungen aus den verschiedensten Abteilungen von der Einkaufsabteilung gesammelt, geprüft, bearbeitet und verteilt werden müssen. Je nach Bedarf können digitalisierte Großhändler für diese Anforderungen kundenspezifische Modelle der Lagerbewirtschaftung mit unterschiedlichsten Versorgungskonzepten bereitstellen. „Für einen automatisierten und durchgängigen Workflow kommen auf beiden Seiten abgestimmte ERP-Systeme bzw. Schnittstellenprogramme zum Einsatz“, sagt Veuc. „Dabei stehen natürlich auch die Kosten und Einsparungspotenziale im Vordergrund. Gleichzeitig reduziert sich der Aufwand an Qualitätskontrollen beim Kunden.“
Dienstleistungsangebot wächst
Da der Trend der Make or Buy-Entscheidungen auch in Zukunft in Richtung Outsourcing geht, plant das Handelsunternehmen Steyr-Werner engere Partnerschaften mit seinen Kunden. Das Angebot an Dienstleistungen soll daraufhin sukzessive angepasst werden. „Um dieser Entwicklung ausreichend Rechnung zu tragen, müssen wir in den nächsten drei bis vier Jahren Teile unserer Prozesse beschleunigen“, unterstreicht Veuc. „Durch die Zeit, die wir mit der Digitalisierung sparen, möchten wir in Wachstum investieren.“ Weitere Expansionen im regionalen Bereich aber auch in die angrenzenden Nachbarländer sind geplant. Dennoch glaubt Veuc nicht an ein übermäßiges Wachstum, vielmehr ist er der Auffassung, dass sich die Unternehmen in Zukunft in zwei Arten teilen werden: „Diejenigen, die dem technologischen Fortschritt und damit der Digitalisierung Folge leisten können und Wachstum erleben und in diejenigen, die das letztlich nicht wollen oder können.“