Smart Device : So machten die Linzer Rubble Master ihre Steinbrecher smart

Markus Gaggl und Christian Hinterdorfer
© Rubble Master

35 smarte Tonnen Maschinenbau. Diese Linzer brachen schon immer gern mit der gängigen Norm. Und seit der heurigen Bauma in München im großen Stil. Auf der wichtigsten Messe für den Baumaschinensektor bindet Rubble Master als Erster seiner Branche Smart Devices in die Infrastruktur seiner mobilen Brechanlagen ein. Moderne Apps sorgen dafür, dass die notwendigen Daten von den bis zu 35-Tonnen-Brechern sicher zu den Servicestellen gelangen. Es ist der Traum einer Maschine, die sagt, was ihr fehlt, und Ersatzteile selbst nachbestellen kann, und das auch an Orten, wo es fast keine Netzabdeckung gibt. Ein Traum, der bei den Linzer Aufbereitungsanlagen für Bauschutt und Recyclingstoffe in greifbare Nähe rückt.

Fernwartung auf einem neuen Level

Bereits vor mehreren Jahren gab es bei Rubble Master den ersten Versuch mit einer Remote Connectivity – ein Fernwartungsservice, welcher eine datentechnisch noch engere Vernetzung vom Kunden mit den Servicestellen ermöglichen sollte. Gerade bei Letzterem wittert Christian Hinterdorfer, Leiter des Projektes „Go! Smart“, die große Chance. „Unsere Anlagen stehen an den entlegensten Orten der Welt“, erklärt er. „1.000 Kilometer Fahrt sind da für einen Service- oder Wartungseinsatz nichts Ungewöhnliches.“ Dumm nur, wenn es schlussendlich der Not-Aus-Schalter war, der die Maschine zum Stillstand brachte. Um genau solche Fälle zu verhindern, rollten Hinterdorfer und sein Kollege Markus Gaggl in ihrer Abteilung die Idee des Remote Service 2015 nochmal neu auf. Was 2008 unter anderem an der schlechten Netzabdeckung an den Standorten der Brecher (z. b. Minen oder Tunnel) scheiterte, konnte nun mithilfe von Smart Devices gelöst werden. Smart Devices sind handelsübliche Geräte (Smartphones oder Tablets), die kabellos mit verschiedenen Sensoren (z. B. Geosensoren, Temperatur oder auch Kamera) ausgerüstet sind. „Sie stellen die richtige Information zur richtigen Zeit und vor allem am richtigen Ort zur Verfügung“, so Hinterdorfer. Positiver Nebeneffekt: Jeder kann sie bedienen.

Maschine schlägt Wartung vor

Was herauskommt, wenn eine mobile Brechanlage plötzlich mit intelligenten Endgeräten vernetzt wird, der Prototyp auf der Bauma machte es vor. „Beschränkte sich die Datenverarbeitung bisher auf die Maschine, schaffen wir es nun, die relevanten Informationen mit dem Bediener zu teilen“, so Gaggl. Er spricht dabei von einem proaktiven Informationsfluss. Weg von der reinen Zustandsüberwachung hin zu echter Hochverfügbarkeit. Derzeit werten die Linzer dafür die fünf wichtigsten Leistungsparameter aus und stellen diese live am Gerät zur Verfügung. Diese setzen sich aus über 200 verknüpften Werten, wie Stromaufnahme des Motors oder Temperatur von Flüssigkeiten, zusammen. Wird ein Schwellenwert übertreten, meldet der mobile Brecher dies sofort an den Bediener. Dank direkter Verbindung zwischen Maschine und Smart Device funktioniert das Ganze auch offline. Sollten also Unregelmäßigkeiten auftreten, werden dem Bediener sofort die dazugehörigen Fehlerbehebungsroutinen am Device angezeigt. Rund 40 solcher Fehlerbehebungsroutinen können die Kunden von Rubble Master schon bald via App nützen. Indem noch mehr Leistungsparameter hinzukommen, sollen künftig die Analysen und Optimierungsmöglichkeiten noch tiefer reichen.

Die Vision einer Maschine, die das Ersatzteil selbst nachbestellt

Dass die technologische Vernetzung der Brecher eine weitaus größere Zäsur für bestehende Servicemodelle darstellen könnte, ist Gaggl bewusst. Gerade in der Ersatzteillogistik sieht er großes Potenzial. „Mechanische Einwirkungen sind in unserer Branche naturgemäß sehr stark“, so Gaggl. „Und damit der Verschleiß von Bauteilen an der Tagesordnung.“ Bis dato müssen Ersatzteile manuell nachbestellt werden. In der Vision der Linzer könnte sich das ändern. Geht es nach Rubble Master können zukünftige Generationen von Brechern automatisiert Ersatzteilvorschläge bereitstellen und diese beim nächstgelegenen Händler nachbestellen. Eine Vision, von der die Linzer gar nicht mehr so weit entfernt sind. Im Moment setzen sie alles daran, durch intelligente Verknüpfung und Darstellung von Maschinendaten die Effizienz und Verfügbarkeit ihrer Maschinen noch weiter zu verbessern.

Von der Bauma zieht Gaggl ein positives Resümee. Kunden seien zwei- bis dreimal am Stand gewesen, um diese neue Interaktion mit der Maschine testen zu können. Auch Marktbegleiter zog es dann doch an den Stand von Rubble Master. Verhalten kritisch begutachteten sie den neuen Serviceansatz, der in der Branche sicher noch für kräftigen Tumult sorgen wird. Aber technologisch gewappnet sind die Linzer für das Serviceduell mit den ganz Großen allemal.