Biegeanlagen : Snapmod: Linzer Start-up entwickelt einzigartigen Sensor für Biegeanlagen

Snapmod
© Elisabeth Biedermann

Etwas sehr Kleines hat Factory in den Ort Inzersdorf im Kremstal verschlagen. Seit 2007 fertigt dort die Uni-Cut Fertigungstechnik Einzelteile und Komponenten für Gewerbe und Industrie. Ein Traditionsbetrieb, der auf einer Fläche so groß wie ein Fußballfeld eine beachtliche Fertigungstiefe aufweist. Neben Wasserstrahlschneidanlagen, Nippelanlagen finden sich dort auch Flachbett- und Rohrlaseranlagen sowie drei Abkantpressen. Erscheint auf den ersten Blick auch alles normal, lenkt ein zweiter Blick die Aufmerksamkeit auf die Abkantpressen der Inzersdorfer. Ein kleines blaues Kästchen mit digitalen roten Zahlen - „könnte das Biegen von Blechen entscheidend vereinfachen“, sagt der Uni-Gut Inhaber Hans Huemer. Er übertreibt nicht: Denn in Inzersdorf wird gerade ein Prototyp von Snapmod getestet. Ein völlig neuer Ansatz zur permanenten Winkelmessung von gekanteten Blechen.

Jeden Winkel flexibel messen.

Wie einen Schatz hüten Johann Wögerbauer und sein Sohn Andreas Wögerbauer ihre Erfindung Snapmod. In die Öffentlichkeit sind sie damit noch nicht gegangen. Wie frisch diese Innovation ist, zeigt sich auch die Patentanmeldung im Juni 2014. „Snapmod ist eine völlig neue Art der Laser-Messtechnik, welche nur einen schmalen Spalt zwischen den Oberwerkzeugen der Abkantpresse zur Winkelerfassung braucht“, erklärt Andreas Wögerbauer das USP seiner Erfindung.

Die Idee dazu kam seinem Vater, der über 35 Jahre lang im Sensor-Entwicklungsgeschäft tätig war. Zusammen fertigten dann der Sohn und der mittlerweile pensionierte Elektroniker im hauseignen Labor den ersten Prototypen. Dabei ist das Gerät einfach wie genial. Es besteht aus nur fünf Komponenten: Einer Printplatte, einem Lithium-Ionen-Akku, einem Laser, einer Ablenkeinheit und einem 3D-gedruckten Gehäuse. Abgerundet wird das Ganze noch von einer komplexen Software, Marke Eigenentwicklung. Die Maße sind dabei denkbar klein: Nur 147 mm lang, 42 mm und 12 mm tief ist das Messgerät. Der Winkelbereich liegt dabei zwischen 30 und 160 Grad. Dank integrierten Permanentmagneten, ist die Snapmod Variante flexibel einsetzbar. „Es misst auch Winkel, die nichts mit der Maschine zu tun haben“, so Wögerbauer-Junior. Daher auch der Name Snapmod: „Snap“ steht dabei für das „Aufschnappen“ und „Mod“ für „modular“.

Erste Tests bestätigten Prinzip.

Schon im Dezember letzten Jahres gab es erste Präzisionstests bei einem großen Maschinenbauer. „Damals war es aber noch ein Sensor mit Kabel“, so Wögerbauer-Junior. Die Tests bestätigten das Funktionieren des neuen Prinzips. Auch der Maschinenbauer bekundete damals sein Interesse an dem Patent und wollte es den beiden Linzern abkaufen. Diese lehnten jedoch ab und fokussierten sich auf kabellose Entwicklungen. „Nur so konnten wir herstellerunabhängig bleiben“, sagt Johann Wögerbauer. Unterstützung fanden sie dabei beim Hightech-Inkubator tech2b, der den beiden einen technischen und einen kaufmännischen Mentor zur Verfügung stellte. Seit 13 Jahren gilt die Tochter der Wirtschaftsagentur Business Upper Austria als Katalysator für Start-Ups wie Snapmod. Es war tech2b-Geschäftsführer Markus Manz, der Hans Huemer von Uni-Cut als technischen Mentor und den ehemaligen Finanzvorstand der Rosenbauer AG Robert Kastil mit an Bord holte.

Eine Komfortverbesserung in jeder Hinsicht.

Im März 2015 gab es dann das erste Treffen der beiden Wögerbauers mit Hans Huemer. Skeptisch war der Uni-Cut Inhaber nie. Denn das Potenzial dieser Erfindung erkannte er sofort: „Eine Komfortverbesserung in jeder Hinsicht“, versichert er heute. „Die Winkelveränderung kann bei langsamen Eintauchen des Stempels laufend mitverfolgt werden.“ Bisherige Winkelmesssysteme können mit der Snapmod-Variante nicht mithalten. Sie seien nicht nur extrem teuer, „sondern vor allem unpraktisch“, so Huemer. Bei der überwiegenden Anzahl von neuen Maschinen zählen solche Kontrollsysteme zur Wunschausrüstung und müssen teuer zugekauft werden oder sind bereits in der Maschine und damit im Preis integriert.

Ein weiteres Problem: Viele dieser Systeme brauchen für jedes Biegewerkzeug einen eigenen Messfinger. Anders die Snapmod-Variante: Die Befestigung funktioniert via Magnet und zielt damit vor allem auf den Nachrüstmarkt ab. Die Erfindung der Linzer gibt es in zwei Varianten: „Einmal als Handmessgerät und einmal als aufschnappbare Magnet-Variante “, erklärt Wögerbauer-Senior. Der preislichen Vorstellungen der beiden Linzer sind dabei äußerst verführerisch: Nur rund 600 Euro soll das Handmessgerät und rund 1.000 Euro die aufschnappbare Variante kosten. Keine leichte Kost für Maschinenhersteller, setzt sich das Start-Up damit in eine für sie bisher lukrative Nische.

Serienreife im Kommen.

Was Auftrieb gibt: Bereits Mitte August wird die erste Kleinserie bei ausgewählten Pilotkunden zum Einsatz kommen. Ihr Interesse bekundet haben bereits namhafte Biegefirmen, die große Serien verarbeiten. „Ohne zu zögern haben sie die Snapmod-Geräte bereits im Vorfeld bestellt“, freut sich Johann Wögerbauer. In Planung sind auch schon die nächsten Entwicklungsschritte. So werde gerade an einer Schnittstelle mittels WLAN an PCs zur Protokollierung der Messergebnisse gearbeitet sowie eine Funkschnittstelle zur Maschinensteuerung für ein automatisiertes Nachbiegen. Ende des Jahres hoffen die beiden Snapmod-Erfinder auf Marktreife. 300 Geräte sollen dann bereits im Einsatz sein.

Nachtrag: Im Sommer 2015 wurde KEBA auf den Winkelmesser aufmerksam und kaufte das Patent dazu. Es wurde weiterentwickelt und ist heute unter dem Namen KeMes am Markt. Mehr Info dazu hier: /artikel/keba-fuer-kemes-laserwinkelmessgeraet-ausgezeichnet/