Case Study : Schaltanlagenbau: Am besten selbstgemacht

Paul Hauser und Hans Walterscheid-Müller WHP Solutions
© Weidmüller/Wolfgang R. Fürst

„Unser Anspruch ist, einen Plan so zu zeichnen, dass keine Fragen dazu aus der Produktion kommen“, sagt Paul Hauser. Er hat gemeinsam mit Hans Walterscheid-Müller vor drei Jahren die WHP Solutions GmbH mit Sitz im Salzburger Hallwang gegründet – ursprünglich spezialisiert nur auf die Planung von Schaltschränken, mittlerweile ist auch der Bau hinzugekommen.

Schaltanlagenbauer, sagt Walterscheid-Müller, gebe es schon ausreichend, „wir wollten uns von Anfang an durch unser technisches Know-how abheben und nur die Planung anbieten“. Auch die hohen Einstiegs-Investitionen für Maschinen und Werkzeuge hätten ihren Beitrag zu dieser Entscheidung geleistet. Doch dann wurde einem Partnerunternehmen ein Kunde zu groß – Hilfe war nötig. Schließlich haben sich die beiden Jungunternehmer dazu entschlossen, für diesen Kunden nicht nur das Engineering, sondern auch die Fertigung zu übernehmen.

Nur selbst Geplantes wird gefertigt

Einen Grundsatz haben Hauser und Walterscheid-Müller bei ihrem Schritt Richtung Gesamtpaket allerdings aufgestellt: Sie fertigen nur, was sie selbst geplant haben. „Es funktioniert so viel reibungsloser, wenn wir alles selbst machen. Wir haben keine Probleme mit Preisen, Lieferterminen und die Komponenten“, erklärt Walterscheid-Müller. Bei Letzteren setzt WHP Solutions auf die Produkte von Weidmüller.

Dabei setzt er vor allem auf den Weidmüller Configurator (WMC). Die Softwarelösung beschleunigt die Auswahl, Projektierung und Bestellung der über 10.000 Weidmüller-Produkte, die im WMC hinterlegt sind. Thomas Kaufmann, Technischer Vertrieb bei Weidmüller und erster Ansprechpartner für das WHP-Team, erklärt: „Die Verwendung des Configurators ist denkbar einfach. Der Kunde importiert seine Daten über eine Schnittstelle oder startet die Planung direkt im WMC beziehungsweise in einem vertrauten E-CAD-System. Der Configurator fügt ausschließlich das passende Zubehör zur Auswahl, das sorgt für maximale Produktsicherheit.“

Aus der Anfrage generiert sich anschließend auf Knopfdruck ein Angebot. Was den WMC darüber hinaus besonders macht, ist seine Fähigkeit, „mitzudenken“. Denn beim Einbau einer mit dem WMC konfigurierten Klemmleiste in ein Weidmüller-Gehäuse berücksichtigt das System beispielsweise automatisch die Biegeradien der Drähte. „Wir erhalten über den Konfigurator rasch und einfach unsere fertig bestückten und beschrifteten Klemmleisten, die wir nur mehr verbauen müssen. Das macht uns auch ein Stück effizienter“, sagt Walterscheid-Müller.

Denn auch die Lagerhaltung vereinfache sich damit enorm. „Wir können die benötigten Leisten 24/7 anfragen und bestellen. Mit dem Fast Delivery Service bekommen wir innerhalb von vier Tagen die bestückte Schiene und haben nur die Komponenten vor Ort, die wir wirklich brauchen.“ Und das rentiere sich bereits ab fünf Stück. Vor allem kann die Schiene, einmal konfiguriert, immer wieder abgerufen werden.

Engineering gegen den Fachkräftemangel

In den vergangenen Jahren hat sich die Wertschöpfung beim Schaltanlagenbau weiter Richtung Engineering ausgedehnt. Früher als notwendige Vorarbeit betrachtet, setzen die Schaltschrankbauer immer mehr den Fokus auf die Planung. Denn bereits hier startet die Wertschöpfungskette.

„Es geht auch verstärkt in die Richtung, dass der Elektriker, die ausgebildete Fachkraft, am Schaltschrank verschwindet und die Montage – sofern die Planung stimmt – immer häufiger von angelernten Kräften erledigt werden wird“, ist Hauser überzeugt, denn der Fachkräftemangel auf der einen und der Wunsch nach mehr Effizienz auf der anderen Seite würden das begünstigen. „Die Reise geht eindeutig dorthin – leider“, sagt Walterscheid-Müller. „Also machen wir unserer Pläne immer besser, damit in der Montage weniger Arbeit anfällt.“

Schneller drucken

Auch bei den Druckern für die Beschriftung von Klemmen und Kabeln setzt WHP Solutions auf Weidmüller. „Es hat wenig Sinn, die Klemmreihen bei Weidmüller zu bestellen und dann auf einen anderen Anbieter bei den Druckern zu setzen“, sagt Hans Walterscheid-Müller. Als Starthilfe stellte Weidmüller einen Printjet Advance als Leihgerät zur Verfügung. Mittlerweile sind fünf THM Multimark Drucker und der erstmals in Österreich ausgelieferten PrintJet Connect in der Werkstätte aufgestellt.

Letzterer ist dreimal schneller als sein Vorgängermodell, denn er bedruckt drei Matten gleichzeitig in nur einer Minute und acht Sekunden. Was unscheinbar klingt, ist bei größeren Aufträgen eine relevante Einsparung. „Es ist überhaupt wichtig, in Hinsicht auf die Dauer des Einsatzes von Schaltschränken und den darin verbauten Komponenten den Fokus auf die Lesbarkeit der Reihenklemmen, der Leiter oder Kabel zu setzen und sie durch eine verlässliche Drucktechnik zu gewährleisten“, sagt Thomas Kaufmann.

Der PrintJet Connect verarbeitet verschiedenste Formate in einem Druckauftrag, bei unterschiedlichen Markierern ist kein aufwendiger Wechsel der Druckmedien erforderlich, das Magazin und der Aufstapler können bis zu 50 MultiCards in einem Auftrag aufnehmen. Ebenso können auch halbe MultiCards bedruckt werden und machen selbst Kleinstmengen oder Korrekturen wirtschaftlich und ohne unnötigen Abfall möglich. Wichtig auch, dass sich der Druckkopf nach längerer Lagerzeit schnell wieder Einsatzbereit machen lässt, denn bei der Lagerung werden die Tintenpatronen durch Fluidkartuschen ausgetauscht, die den Druckkopf vor dem Eintrocknen schützen.

„Wir wollen nicht der klassische Schaltschrankbauer sein. Wir wollen uns als technischer Partner positionieren, der auch baut“, sagt Walterscheid-Müller. Deshalb haben sich die beiden jungen Schaltanlagenbauer auch für die Zusammenarbeit mit Weidmüller entschieden.