Andreas Syska : Roboter werden nicht shoppen gehen

Syska
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Na, gut: dann brauchen wir also keine Angst vor Jobverlust zu haben, da ja die verbleibende Arbeit auf all diejenigen verteilt wird, die arbeiten können und wollen. So steht es jedenfalls in der vorigen Kolumne. Aber heißt „weniger arbeiten“ nicht auch „weniger Geld“? Nicht unbedingt - wenn wir ein paar entscheidende Dinge ändern. Derzeit wird dem Mitarbeiter wider besseren Wissens eingeredet, dass die Digitalisierung zu seinem Nutzen sei - also jetzt nicht konkret, aber „irgendwie und irgendwann, ganz ehrlich und so“… Natürlich glaubt der Mitarbeiter davon kein Wort und hört die Botschaft des Roboters zu gut: „Eigentlich würde ich gerne deinen gesamten Job übernehmen, bin dafür aber noch zu teuer“. Mit Betonung auf: „Noch!“ Über dem Mitarbeiter hängt das Damoklesschwert der Ersetzbarkeit. Und das weiß er nur zu gut.

Solange sich also Unternehmer weigern, die Früchte des Produktivitätsgewinns mit ihren Mitarbeitern zu teilen, werden Gespenster, wie Bedingungsloses Grundeinkommen oder gar Vergesellschaftung von Unternehmen vom muffigen Dachboden herabsteigen, um einmal mehr Angst zu verbreiten und die Diskussion zu emotionalisieren.

Mitarbeiter am Produktivitätsgewinn teilhaben lassen

Mitarbeiter am Produktivitätsgewinn materiell teilhaben lassen? Warum sollten Unternehmer dies tun? Ganz einfach: weil sie keine andere Wahl haben. Sie brauchen Kaufkraft. Niemandem ist geholfen, wenn die Fabriken menschenleer sind und sich keiner mehr die autonom hergestellten Produkte leisten kann. Und bevor jetzt der Begriff „Wachstumsmarkt“ fällt: eben dieser wird ja durch die Kürzung der Lohnsumme ausgetrocknet. Der Roboter wird nach Feierabend nicht shoppen gehen – und nicht nur, weil er keinen Feierabend kennt. Deshalb gilt: Wenn wir Bedarfsgüter hochautomatisiert produzieren, dann muss der Mitarbeiter, der nur noch einen Bruchteil der Zeit arbeitet, trotzdem voll bezahlt werden. Den Produktivitätsgewinn müssen sich Unternehmer und Mitarbeiter in Zukunft fair teilen. Er darf nicht wie bisher nur der Kapitalseite gutgeschrieben werden. Dies ist in ihrem eigenen Interesse.

Robotersteuer ist keine Lösung

Eine Lohnerhöhung wäre aber phantasielos und die Aufforderung, Aktien zu kaufen zynisch. Zum einen arbeiten die wenigsten Menschen in börsennotierten Unternehmen, zum anderen hängt deren Aktienkurs von allen möglichen Dingen ab, am wenigsten aber von der Leistung der dort Beschäftigten. Auch ist die Besteuerung von unternehmerischer Initiative durch eine Robotersteuer ebenso wenig eine Lösung, wie das Ausbezahlen einer Stilllegungsprämie an die Digitalisierungsverlierer.

Mitarbeiter als Mit-Unternehmer

Gehen wir also einen beherzten Schritt nach vorn, ändern die Spielregeln und machen aus dem Mit-Arbeiter den Mit-Unternehmer. Plakativ gesprochen: würde der Roboter dem Mitarbeiter (mit)gehören, dann wäre der vom Roboter erzielte Produktivitätsgewinn nicht mehr eine Gefahr für die materielle Existenz des Mitarbeiters, sondern ein Beitrag für dessen Wohlstand. Mehr noch: der Mit-Unternehmer hätte ein sehr großes, weil eigenes Interesse, die Produktivität und damit seinen Wohlstand noch weiter zu steigern. Und bei der Auszahlung der Produktivitätsrendite könnte er zwischen zwei Währungen wählen: Zeit oder Geld. Alle würden profitieren.

Dies alles kann eine positive Folge der Digitalisierung sein – wenn wir sie nur richtig angehen. Es ist Zeit, nicht nur über Technologie zu reden, sondern über eine bessere Art des Wirtschaftens - ohne Angst und ohne Vorurteile. Finden Sie nicht auch?