Industrie 4.0 : RHI Magnesita gründet Digital Hub für 4.0-Projekte

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© ArcelorMittal Eisenhüttenstadt / Stahl-Zentrum

Durch intensive Grundlagenforschung und globale interdisziplinäre Entwicklungsarbeit konnte das Unternehmen erste Systeme für datenbasierte Prozessoptimierung bei 1.200°C und mehr entwickeln. Das eigens dafür gegründete Digital Hub soll diese Konzepte nun zur Marktreife führen. „Ich bedanke mich herzlich bei allen, die in den letzten Monaten durch ihre hervorragende Arbeit die Zukunft der Feuerfestindustrie eingeläutet haben. Damit haben die Kolleginnen und Kollegen bewiesen, dass sie nicht nur punktgenau auf die Bedürfnisse unserer Kunden reagieren können. Sie erkennen darüber hinaus, wie neue Technologien und Methoden für unsere Kunden bestmöglich genutzt werden können. Mit unserem Digital Hub geben wir großartigen, kreativen Köpfen den nötigen Freiraum, diese Ansätze in einer eigenen Ideenwerkstatt fertig zu entwickeln und auf den Markt zu bringen“, so Stefan Borgas, CEO RHI Magnesita.

Automated Process Optimization (APO): Mithilfe von Daten die Zukunft vorhersagen

„Temperatur im LD-Konverter, Dauer und chemische Zusammensetzung der Stahlschmelze und der Schlacke: Bei jedem einzelnen Produktionsschritt unserer Kunden fallen Unmengen an Daten an. Diese enthalten wertvolle Informationen darüber, wie bestimmte Hochtemperaturprozesse in ihren Werken ablaufen“, erklärt Christoph Jandl, Leiter der Business Unit 4.0 bei RHI Magnesita. Hier setzt Automated Process Optimization (APO) an: Das System erhält sämtliche verfügbare Daten des jeweiligen Produktionsprozesses, etwa Temperaturveränderungen, chemische Prozesse, optische Messungen, Auftragszyklen und geplante Wartungsarbeiten. Basierend auf diesen Informationen, Erfahrungswerten und früheren Messergebnissen trifft APO mithilfe künstlicher Intelligenz Vorhersagen, wie Feuerfestmaterialen gewartet und wann sie erneuert werden müssen. Umgekehrt kann der Kunde dem System auch vorgeben, wann geplante Wartungs- und Kontrollarbeiten vorgenommen werden sollen, um etwa die Zeit zwischen Produktionsspitzen optimal nutzen zu können. In diesem Fall werden die Parameter, wie etwa die geplante Wartung, festgelegt und APO berechnet, wie die Prozesse angepasst werden müssen, um diese Vorgaben zu erreichen. APO kann auch dabei unterstützen, datenbasiert die passenden Produkte aus dem RHI Magnesita Portfolio auszuwählen, um maximale Sicherheit und höchste Ressourceneffizienz zu gewährleisten.

Quick (QCK) und Broadband Spectral Thermometer (BST): Bessere Daten optimieren Produktionsschritte

„Das Einsatzgebiet von APO kennt im Prinzip keine Grenzen. Aber natürlich gilt auch hier: Je besser die Daten, die APO als Eingabe erhält, desto genauer auch die Vorhersagen, die es trifft“, so Jandl weiter. Deshalb beschäftigen sich zwei der 4.0-Initiativen im neuen Digital Hub mit Systemen, die Eingabe-Daten für APO in noch höherer Qualität liefern können. Eines davon ist „QCK“: Das System beruht auf modernster Bildverarbeitungstechnologie und ist in der Lage, auch bei mehr als 1.200°C innerhalb weniger Sekunden genaue 3D-Scans von Aggregaten bei Betriebstemperatur durchzuführen. Die Messung selbst dauert dabei nicht länger als die Aufnahme eines Fotos. Bisher wurde für diesen Zweck Lasertechnologie verwendet, die deutlich länger braucht und eine wesentlich geringere Auflösung liefert. Zusätzliche Informationen soll „BST“ liefern: Dieses Messverfahren ist in der Lage, kontinuierlich Temperatur zu messen und hat das Potential, die derzeit üblichen, diskreten Temperaturmessungen abzulösen. „Damit wird es möglich, die Temperatur einer Schmelze so einzustellen, dass diese die exakt richtige Temperatur hat. Dadurch wird unnötiges Heizen vermieden“, erklärt Jandl. Den Nutzen für die Kunden sieht CEO Stefan Borgas in der damit möglichen enormen Effizienzsteigerung: „Unser Ziel ist es, die Hochtemperaturprozesse unserer Kunden in Zukunft so zu optimieren, dass diese nicht nur Kosten sparen und ihre Produktion flexibler anpassen können. Durch präzisere Messungen werden wir auch in der Lage sein, Probleme zu entdecken, von denen sie bisher noch nichts wussten – und diese können wir dann gemeinsam lösen.“ RHI Magnesita rechnet mit einer Kunden-Effizienzsteigerung von mehreren Millionen Euro jährlich. Auch innerhalb des Unternehmens erwartet man sich dadurch große Veränderungen. „Unser Ziel ist es, in Zukunft Rohstoffe abzubauen, zu Feuerfestprodukten weiterzuverarbeiten und genau zu dem Zeitpunkt bei Kunden anzuliefern, wenn sie diese benötigen. Das heißt, auch wir werden unsere Logistik und unsere Produktion schrittweise so optimieren, dass sie effizienter und damit klimafreundlicher wird“, so Borgas weiter.