Starlinger : Österreichische Erfindung wird Chinas Standard für Zementverpackungen

Zementsack Starlinger AD*STAR
© Starlinger

Im Zuge der Modernisierung der Zementproduktion hat die chinesische Regierung eine neue staatliche Norm herausgegeben. In dieser sind die für die Verpackung von Zement zu verwendenden Sacktypen und -spezifikationen festgelegt. Einer der drei Sacktypen, die in der chinesischen Norm GB/T 9774-2020 vom Oktober 2020 zugelassen wurden, ist der Kastenventilsack aus Polypropylengewebe. Dieser Sack wurde 1995 vom österreichischen Maschinenbauer Starlinger entwickelt und unter dem Markennamen AD*STAR patentiert.

Umweltfreundliche Zementsäcke

Mit dem AD*STAR-Sack schuf Starlinger, spezialisiert auf Anlagen zur Erzeugung gewebter Verpackungen aus Kunststoff, eine Verpackungslösung für Zement und andere trockene Schüttgüter. Der Grundgedanke bestand darin, die Vorteile des Papiersacks – die Quaderform und die Eignung für die Automatisierung – mit der Dichtheit und Flexibilität eines PE-Foliensacks sowie der Festigkeit eines gewebten PP-Sacks zu vereinen. Das Ergebnis: ein laminierter einlagiger Kastenventilsack aus verstreckten und verwebten Polypropylenbändchen.

Die AD*STAR-Säcke zeichnen sich durch ihre äußerst niedrige Bruchrate aus und bieten Schutz gegen das Eindringen von Feuchtigkeit. Speziell in Ländern wie China, wo Zement zu einem großen Teil in Säcken transportiert und gelagert wird, sind häufiges Umladen und lange Lagerzeiten Routine. Zementverlust aufgrund von Sackbruch oder Aushärten in feuchter Umgebung ist daher ein brisantes Thema. Niedrige Bruchraten und guter Schutz vor Feuchtigkeit bedeuten auch weniger Zementverluste in der Logistikkette. In der Folge gibt es nicht nur weniger Umweltverschmutzung, es muss auch weniger Zement nachproduziert werden, um die Verluste zu ersetzten – was wiederum CO2-Emissionen einspart. Eine unabhängige Lebenszyklusanalyse aus dem Jahr 2015 zeigt, dass AD*STAR-Zementsäcke aufgrund dieser Eigenschaften ein geringeres Treibhauspotential haben als mehrlagige Papiersäcke und aktuell als umweltfreundlichste Zementverpackung gelten. Gegenwärtig werden weltweit jährlich rund 15,7 Milliarden AD*STAR-Säcke auf mehr als 550 Starlinger-Konfektionsanlagen hergestellt.

Hohe Standards für sichere und effiziente Verpackungen

Die neue chinesische Norm für Zementverpackungen gilt für Zementsäcke bis 50 Kilogramm und führt die erwähnten Säcke aus laminiertem Kunststoffgewebe (aus einer Schicht laminiertem Kunststoffgewebe bzw. mit zusätzlicher Papiereinlage), Papiersäcke (dreilagig, dreilagig mit PE-Einlage, vierlagig), sowie Säcke aus Papier-Kunststoff-Verbundmaterial (Papiersäcke mit Kunststoffeinlage) als mögliche Verpackungsoptionen auf. Alle drei Typen müssen als Kastenventilsack ausgeführt sein.

In der Norm werden die Abmessungen sowie die materiellen und mechanischen Anforderungen an die Zementsäcke spezifiziert. Was zum Beispiel die Bruchfestigkeit betrifft, muss ein Zementsack einen Fall aus einem Meter Höhe mindestens sechsmal unversehrt überstehen. Weiters legt die Norm Druck und Kennzeichnungen, allgemeines Erscheinungsbild, Prüfverfahren, sowie Regeln für die Qualitätskontrolle während der Herstellung fest. Jeder Sack muss außerdem vor dem Verkauf mit einem Zertifikat versehen werden.

In einer Übergangsphase bis 31. März 2022 muss sich die Zementindustrie an die neue Norm anpassen. Nicht zuletzt wegen dieser Frist sind AD*STAR-Konfektionsanlagen von Starlinger zurzeit in China sehr gefragt. Das Unternehmen rechnet mit dem Absatz von Anlagen für zusätzliche Produktionskapazitäten von über zwei Milliarden AD*STAR-Säcken auf dem chinesischen Markt in den Jahren 2021 und 2022.