Herbstkampagne : Niederösterreichs Industrie stellt Fachkräftemangel in den Fokus

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Weil sich der Fachkräftemangel zunehmend verschärft, hat Niederösterreichs Industrie dieses Thema heuer in den Mittelpunkt ihrer Herbstkampagne gestellt. Das Motto „Industrie macht Sinn“ spiegelt sich auch auf der dazugehörigen Website wider: www.in-macht-sinn.at. Mit der Kampagne wollen die Industriellenvereinigung NÖ und die Sparte Industrie der NÖ Wirtschaftskammer verstärkt Jugendliche für Berufe in der Industrie begeistern. Ausgearbeitet worden ist die Kampagne von den Agenturen Heavystudios und Attack.

MINT-Bereich stark betroffen

Fast die Hälfte aller Industriebetriebe in Niederösterreich sind bereits vom Fachkräftemangel betroffen, „bereits 33,6 Prozent sehr stark“, so WKNÖ-Industriespartenobmann Helmut Schwarzl (Geberit). Während im Vorjahr noch jeder fünfte Betrieb stark unter dem Fachkräftemangel litt, sei es jetzt bereits jeder dritte Betrieb. „Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, ist unser gesamter Wirtschaftsstandort betroffen“, warnt Schwarz. Vor allem im so genannten MINT-Bereich, also im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, werden dringend Fachkräfte gesucht, so IV-NÖ-Präsident Thomas Salzer: „Gerade in diesem Bereich entstehen die Jobs der Zukunft.“ Der Fachkräftemangel beeinträchtige auch die Innovationsfähigkeit der heimischen Industrie – und er werde sich weiter verschärfen. „Wir müssen daher dringend gegensteuern.“

Das Image der Lehre

Der IV-Präsident verweist nicht nur auf das „oft falsche Bild von der Lehre“ und auf die Tatsache, dass viel zu wenig Mädchen und Frauen in Industrie-Berufe gehen, sondern vor allem auf die Tatsache, „dass man nach einer abgeschlossenen Industrielehre oft gleich gut oder sogar besser verdient als mit so manchem Hochschul-Abschluss. Auch beim Lebenseinkommen haben die ehemaligen Lehrlinge häufig einen klaren Vorsprung“, erklärt Salzer. Die Ursachen hinter dem Fachkräftemangel sind vielfältig. Sie reichen vom zu geringen Interesse an den in der Industrie angebotenen Berufen bis zu den Defiziten in der Pflichtschul-Ausbildung. Schwarzl: „Wir müssen verstärkt Ausbildungswege ins Schaufenster stellen, die sowohl in Bildungsdebatten, als auch in vielen Familien leider nicht die Beachtung finden, die sie verdienen.“ Als Kronzeugin hatte er Lehrling Sarah Fischer mitgebracht, die in seinem Betrieb die Doppellehre für WerkzeugbauerIn und Kunststoff-Formgebung absolviert. „Ich bin handwerklich ziemlich geschickt“, sagt die junge Dame selbstbewusst, „es taugt mir sehr, was ich da lerne und mache.“

Mehr Frauen in die Industrie

Neben KandidatInnen für die Lehre suchen Niederösterreichs Industriebetriebe intensiv nach HTL-AbsolventInnen. Diese gebe es aber – im Gegensatz zu den AHS-MaturantInnen – nicht zur Genüge. Auch hier seien bildungspolitische Maßnahmen erforderlich, um diese Diskrepanz zu beheben. Und erweiterte Öffnungszeiten der Kindergärten wären notwendig, um mehr Frauen den Weg in einen Industrie-Beruf zu ermöglichen, unterstreichen Salzer und Schwarzl eine Forderung der Industrie. Denn bis 2030 werden in ganz Österreich rund 300.000 Fachkräfte fehlen.