Kreislaufwirtschaft : Neuer Rohstoff aus alten Jeans
Im Herbst 2021 bekam das Grazer Unternehmen GAW technologies von Renewcell den Aufrag zur Lieferung einer Kontinuierlichen Hydrosulfit Löseanlage für das neue Textil-Recycling-Werk im schwedischen Sundsvall. Renewcell mit Hauptsitz in Stockholm wurde 2012 gegründet und ist auf das Recycling von Textilien spezialisiert. Die Mission von Renewcell lautet, die Modeindustrie zum Besseren zu verändern. Bisher war es nicht möglich, Baumwolle und Viskose in ausreichender Qualität für eine Anwendung im industriellen Ausmaß zu 100% zu recyceln – bis jetzt. Der Kreislauf kann komplett geschlossen werden: die neue Recyclingtechnologie löst gebrauchte Baumwolle, Jeansstoffe, Rayon und andere Zellulosefasern auf und wandelt sie in einen neuen Rohstoff um, den sogenannten Circulose®-Zellstoff, der weiterverwendet wird, um biologisch abbaubare Viskose- oder Lyocell-Textilfasern für die Modeindustrie herzustellen.
Massiver Ressourcenverbrauch bei Textilienherstellung
Das Textil aus Circulose®-Zellstoff wurde im Jahr 2020 vom TIME Magazine als eine der besten 100 Innovationen des Jahres ausgezeichnet und ist das bisher einzige kommerziell erhältliche 100%ige Textil-Recyclingmaterial in der Qualität von Neuware. Textilien verbrauchen bei ihrer Herstellung massiv Ressourcen: ein T-Shirt aus Baumwolle benötigt zur Herstellung laut dem Europäischen Parlament etwa 2.700 Liter Süßwasser – eine Menge, die ein Mensch in 2,5 Jahren trinkt. Zehn Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen entfallen auf die Herstellung von Textilien, das sind mehr als internationale Flüge und Schifffahrt gemeinsam ausmachen. Gleichzeitig steigt die Menge an Textilabfällen stetig an, alleine in Österreich landeten im Jahr 2019 rund 60.000 Tonnen Textilmüll im Restmüll und endeten auf Deponien oder wurden verbrannt.
Inbetriebnahme in naher Zukunft
In Sundsvall wird nun von Renewcell die neue Textilrecyclinganlage von industriellem Maßstab errichtet. Hierfür vertraut man auch auf die jahrzehntelange Erfahrung von GAW: mit der kontinuierlichen Hydrosulfit Löseanlage wird das in Pulverform angelieferte Produkt gelöst und für die weitere Verarbeitung aufbereitet Hydrosulfit/Natriumdithionit ist ein Bleich- und Reduktionsmittel mit geringer Toxizität, das hauptsächlich in der Textil-, Papier- und Mineralindustrie zur Entfärbung von Farbpigmenten verwendet wird. GAW-Hydrosulfit-Lösungssysteme sind weltweit im Einsatz und bieten sehr gute Homogenisierungs- und Mischfähigkeiten. Die Systeme sind laut dem Hersteller kompakt, einfach in Betrieb zu nehmen und bieten geringe Wartungskosten. Das vollständige Recycling von Textilen startet schon in naher Zukunft: die Inbetriebnahme des neuen Werks ist 2022 geplant.
Steigende Bedeutung von Textilrecycling
„Dieses Projekt ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass die von GAW seit Jahrzehnten in der Zellstoff-und Papierindustrie bewährten Technologien, auch in anderen Anwendungsbereichen hohes Ansehen genießen. Renewcell ist auf dem besten Weg die Modebranche zu revolutionieren und für uns ist es ein perfektes Referenzprojekt im Bereich Textilrecycling – einem Thema, dem auch insbesondere vor dem Hintergrund des europäischen Green Deals zukünftig immer mehr Bedeutung zukommen wird.“ betonen Nina Pildner-Steinburg und Wolfgang Senner, Geschäftsführung der GAW technologies GmbH.
Über GAW technologies:
GAW („Great Applications Worldwide“) feiert in diesem Jahr das 70-jährige Firmenjubiläum und steht weltweit als Garant für Technologiekompetenz in der internationalen Papier- und Kartonindustrie sowie in anderen Industriesegmenten. Konkret geht es um die Herstellung von Pigment, die Aufbereitung von Streichfarbe/Beschichtungsmassen, Stärke und Chemikalien oder um die Reinigung und das Recycling von Prozessabwässern. Darüber hinaus bietet GAW schlüsselfertige Lösungen für die Wasser- und Abwasserbehandlung im Zellstoff- und Papierherstellungsprozess an.
Das Portfolio der GAW technologies umfasst Anlagen, Produkte sowie Industriedienstleistungen und bedient fünf essenzielle Märkte in beinahe allen Regionen der Welt: Papier, Chemie, Automation, Faser-Verbundwerkstoffe sowie Wasser- und Abwasserbehandlung. Über 150 Mitarbeiter erwirtschaften am Hauptsitz in Graz sowie in weltweiten Niederlassungen einen Jahresumsatz von rund 41 Millionen Euro.