Award : Malaria-Bluttest: Europäischer Erfinderpreis geht an Österreicher

Oliver Hayden
Jan van den Boogaart
© Tom Maurer Photography

Mit Oliver Hayden (45) kommt in diesem Jahr ein Gewinner des Europäischen Erfinderpreises aus Österreich. Der Biochemiker hat bei der heutigen Verleihung in Venedig gemeinsam mit seinem niederländischen Kollegen Jan van den Boogaart den Preis in der Kategorie "Industrie" erhalten. Auf diese Weise würdigte das Europäische Patentamt die beiden Forscher für die Entwicklung eines automatisierten Blutschnelltests für Malaria, der die Infektion schnell und mit hoher Sensitivität erkennt - und damit einen Meilenstein setzt.

"Der automatisierte Malaria-Test des Teams könnte ausschlaggebend im Kampf gegen diese tödliche Krankheit sein", sagte EPA-Präsident Benoît Battistelli. "Die Erfindung macht außerdem deutlich, welche positiven Effekte es haben kann, ein Problem aus einem komplett anderen Blickwinkel zu betrachten und verschiedene Felder wie Medizin und Informationstechnologie miteinander zu verbinden."

Mit dieser Ehrung wurde zum dritten Mal ein Österreicher ausgezeichnet, und zwar erneut in der gleichen Kategorie, denn Claus Hämmerle und Klaus Brüstle (2013), Erfinder eines Dämpfungssystems zum geräuschlosen Schließen von Möbeltüren sowie Franz Amtmann (2015), der NFC-Pionier, waren ebenfalls "Industrie"-Preisträger .

Ein Paradigmenwechsel bei der Diagnose von Malaria

Die Hälfte der Weltbevölkerung ist von Malaria bedroht, mehr als 600.000 Menschen sterben jährlich an der Infektion. Obwohl eine schnelle und zuverlässige Diagnose der Schlüssel im Kampf gegen die Krankheit ist, werden nur ungefähr zehn Prozent der Krankheitsfälle überhaupt richtig diagnostiziert. Das könnte sich ändern dank der 2011 patentierten Erfindung von Hayden und van den Boogaart, die auf einem neuen Ansatz fußt. Wissenschaftler identifizierten zwar bereits im 19. Jahrhundert die Ursache für Malaria - nämlich von Moskitostichen verbreitete Parasiten der Gattung Plasmodium -, doch es blieb ein zeit- und kostenaufwändiger Prozess, diese infektiösen Organismen in Blutproben nachzuweisen.

Die beiden Forscher konzentrieren sich stattdessen auf die destruktiven Effekte der Krankheit in den Blutzellen, wie Form- und Dichteveränderungen der roten Blutkörperchen. Durch statistische Auswertungen von tausenden Blutprofilen identifizierten sie eine Kombination aus 30 Parametern, die die Krankheit kennzeichnen, und übersetzten diese Erkenntnisse in einen Computer-Algorithmus. Der macht den "Daten-Fingerabdruck" von Malaria für ein Siemens Bluttest-Gerät lesbar. Als erster automatisierter Malaria-Test hat die Erfindung großes Potenzial, die Situation insbesondere in Afrika, wo fast 86 Prozent der Malaria-Infektionen auftreten und die wirtschaftliche Belastung auf rund 11 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt wird, zu verbessern. Die "Daten-Fingerabdruck"-Methode kann zudem auch helfen, andere Krankheiten besser zu diagnostizieren. Aktuell wird beispielsweise an den Algorithmen für Sichelzellanämie und Promyelozytenleukämie gearbeitet.

Gewinner aus Österreich

Der gebürtige Steyrer Oliver Hayden, der an der Universität Wien in Biochemie promovierte, befasste sich während seiner Postdoc-Forschung in Nanotechnologie in Harvard mit datenbasierten Analysen. Den automatisierten Malaria-Bluttest entwickelte er gemeinsam mit seinem Kollegen van den Boogaart bei Siemens Healthineers. 2017 wurde er auf die Heinz-Nixdorf-Professur für Biomedizinische Elektronik an der Technischen Universität München berufen.