Übernahme : Kuka gehört jetzt fast vollständig den Chinesen

KUKA Istanbul
© KUKA

Der chinesische Hausgerätehersteller Midea hat sich in knapp zwei Monaten fast alle Anteile am deutschen Roboterbauer Kuka gesichert. Seit Mitte Juni verkauften die Aktionäre von Kuka insgesamt 81,04 Prozent der Anteile, wie Midea mitteilt. Zusammen mit den schon zuvor von Midea gehaltenen 13,51 Prozent kommt das Unternehmen nun auf 94,55 Prozent Beteiligung an Kuka.

Vorbehalt regulatorischer Genehmigungen steht noch aus

Die Anteilseigner konnten dem chinesischen Konzern ihre Aktien bis zum 3. August anbieten. Midea strebte eine Beteiligung von "über 30 Prozent" an. Der chinesische Konzern bot 115 Euro pro Aktie und bewertet den deutschen Roboterbauer so mit 4,6 Mrd. Euro. Die Übernahme stehe noch unter dem Vorbehalt regulatorischer Genehmigungen, erklärte Midea.

Standortgarantie bis 2023

Der Kauf von Kuka hatte in Berlin und Brüssel Bedenken geweckt, dass wichtige Zukunftstechnologien von Europa nach Asien abwandern und sensible Kundendaten in fremde Hände geraten könnten. Midea sicherte Kuka inzwischen eine Standort- und Arbeitsplatzgarantie bis 2023 zu.

Kuka fliegt aus deutschem Börsenindex

Jetzt fliegt der Roboterbauer aus dem deutschen Börsenindex MDax. Die Aktie des vor der Übernahme durch den chinesischen Investor Midea stehenden Anlagenbauers Kuka muss den Index der mittelgroßen Werte MDax verlassen. Das Papier werde durch den Anteilschein des Großküchenausrüsters Rational ersetzt, teilte der Indexanbieter Deutsche Börse mit.

Berlin gibt grünes Licht

Die Regierung in Berlin fand nach eigenen Angaben keine Anhaltspunkte, "dass durch die Übernahme die öffentliche Ordnung oder Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland gefährdet wird".

Nur bei einer tatsächlichen und hinreichend schweren Gefährdung von Grundinteressen Deutschlands hätte die Regierung die Möglichkeit gehabt, die Transaktion zu unterbinden. "Nach intensiver Überprüfung der Übernahme der Aktienmehrheit an der Kuka AG durch den chinesischen Investor Midea hat das deutsche Wirtschaftsministerium entschieden, kein förmliches Prüfverfahren nach dem Außenwirtschaftsrecht zu eröffnen", teilte das Ministerium mit.

Die deutsche Regierung und namentlich Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatten nach Bekanntwerden des chinesischen Übernahmewunsches an Kuka wiederholt betont, sie würden es begrüßen, wenn es aus der deutschen oder europäischen Wirtschaft ein Alternativangebot gäbe. Das allerdings kam nicht zustande. Die Übernahme von Kuka durch das chinesische Unternehmen hatte in der deutschen Politik Unruhe ausgelöst. Grund ist, dass der Roboterbauer als strategisch wichtig für die Modernisierung der deutschen Industrie gilt.

Kuka galt als strategisch wichtig

In der Diskussion über die Übernahmen hatte Gabriel eine Grundsatzdebatte darüber gefordert, wie die offenen Volkswirtschaften in Europa mit unfairem Wettbewerb umgehen. Diese Diskussion müsse abseits des Falles Kuka geführt werden und das werde man auch tun, hieß es im deutschen Wirtschaftsministerium. China wird in Europa immer wieder vorgeworfen, sich mit staatlichen Subventionen und unfairen Handelspraktiken Vorteile zu verschaffen.

Der chinesische Midea-Konzern hat für Kuka ein Übernahmeangebot im Umfang von 4,5 Mrd. Euro abgegeben und mit dessen Hilfe knapp 95 Prozent der Kuka-Anteile übernommen. Ob es langfristig dabei bleibt, ist noch offen. Die deutsche Rregierung hatte sich zeitweise gewünscht, dass sich die Chinesen mit 49 Prozent begnügen.(APA/AFP/red)