Debatte : Industrie 5.0 - die Rückkehr zur vorindustriellen Produktion?

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© Universal Robots A/S

Østergaard ist überzeugt: Konsumenten wollen und zahlen in Zukunft noch mehr für Produkte, in denen sie menschliche Fürsorge, Engagement und Kreativität erkennen können und nennt Beispiele wie Uhren. Craftbier, Tische, Stühle, Designerartikel oder eben auch mit Kohle gefärbtes Steinsalz aus Island. Die Verbraucher suchen in Zukunft wieder eine menschliche Note in den Produkten, davon ist der CTO von Universal Robots überzeugt. Diese Kunden akzeptieren neue Technologien im Herstellungsprozesse, fordern aber vom Hersteller auch den human touch.

Die Produzenten würden wirklich individualisierte Produkte fertigen - mit ihren Händen. Das ist laut Østergaard Personalisierung, das ist ein Luxus, den sich Konsumenten leisten werden und bei Universal Robots nennen sie diese Szenario Industrie 5.0. Es ist keine Fortsetzung von Industrie 4.0, so der Gründer, sondern eine neue Definition von Arbeit und Konsum - eher ein gesellschaftlicher als ein technischer Ansatz. Die Wertschätzung für das Produkt erhöht sich, da man den Produzenten kennt, vielleicht steigt auch die Bereitschaft, es reparieren zu lassen und nicht sofort zu entsorgen, meine ich.

Industry 5.0 ist eine Rückkehr zur vorindustriellen Produktion, aber eine, die durch die fortschrittlichsten Technologien ermöglicht wird.

Østergaard sieht in diesem Trend, Industrie 5.0, auch ein Geschäftsmodell für seine Roboter, die mit dem Menschen zusammenarbeiten. Sie erleichtern die personalisierte Produktion. Schon länger diskutieren Robotikbauer den Einsatz ihrer Produkte im Handwerk - Universal Robots hat jetzt eine Strategie oder eine Vision.

Und der CTO erklärt weiter: "Weit entfernt von eingezäunten Industrierobotern, die menschliche Arbeitskräfte durch automatisierte Prozesse ersetzen, verbessern kollaborative Roboter die menschliche Intelligenz mit der Geschwindigkeit, Genauigkeit und Präzision, die erforderlich sind, um moderne Produkte mit menschlicher Note herzustellen." Und Østergaard geht noch weiter: Er will Arbeitsplätze schaffen, die bedeutender, singstiftender? "meaningful" sind als Fabrikjobs, die über Jahrhunderte entstanden sind. Industry 5.0 ist eine Rückkehr zur vorindustriellen Produktion, aber eine, die durch die fortschrittlichsten Technologien ermöglicht wird.

Und Industrie 4.0? Das ist meines Erachtens die große Ironie des jüngsten Sprunges nach vorn in der Industrie - ob Sie es nun Industrie 5.0 nennen oder anders. Wir erleben eine Rückkehr zu dem, was, zumindest in vielerlei Hinsicht, einer vorindustriellen Form der Warenproduktion ähnelt - ergänzt durch seine Roboter, das darf am Ende nicht vergessen werden.

Meinung von Autor Robert Weber: Der Däne skizziert ein durchaus realistisches Szenario. Es wird aus absehbarer Zeit immer industriell gefertigte Produkte geben, klar, aber Universal Robots zielt auf die Nische - auf die Fablabs, die kleinen Gründer, die netten Geschäfte, in denen man gerne einkauft, den Tischler, dem wir viel lieber unseren Tisch abkaufen als bei Ikea. Industrie 5.0 ist irgendwie auch das neue Bio.