CAD-Kaiser : Gewinnerhand

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Vier Anbieter bestimmen den Spielverlauf in der Welt des Computer Aided Designs. Während Autodesk allein durch seine internationale Präsenz besticht, erkämpfen sich PTC und SolidWorks durch individuelle Nischenlösungen einen Platz im Revier. Siemens PLM verlockt wiederum mit seinem vorbildlichen Übergang von 2D zu 3D. Das Buhlen um die Gunst des Anwenders hat begonnen und Factory zeigt Ihnen wer das wahre Ass unter den Anbietern.

Der größte Fisch im Teich.

Geht es um die User-Community steht ganz klar Autodesk an erster Stelle. Mit 12 Millionen Anwendern ist der Sofwareriese der wahre Platzhirsch am Markt. Dicht gefolgt von Siemens PLM, mit immerhin sieben Millionen Usern. Eine richtige Powergruppe stellt hingegen Dassault Sytemes SolidWorks dar. Seit Anfang des Jahres sind die 2,17 Millionen User über eine intuitive neue Plattform miteinander verbunden. „My.SolidWorks bündelt alle Anwender in einer großen Wissendsdatenbank“, erklärt Uwe Burk Country Manager Central Europe bei DS SolidWorks das virtuelle Zuhause seiner Familie. Wesentlich kleiner, aber nicht schwächer steht PTC mit seinen immerhin 244.000 Lizenzen da. Der CAD-Anbieter punktet durch seine zehn Millionen Studenten, die aktuell mit PTC Creo ausgebildet werden.

König der Testversion.

Beim Thema „kostenloses Testen“ scheiden sich die vier Geister. Klarer Sieger bei der Testversion ist Siemens. Immerhin 45 Tage lang, kann ein Anwender „Solid Edge“ kostenlos nützen. Das sind 15 Tage mehr als beim Rest. Wobei SolidWorks hier etwas aus der Reihe tanzt. „Interessenten können mit unseren lokalen Vertriebspartnern Kontakt aufnehmen, dabei werden die Zeitintervalle und Details individuell festgelegt. Aber grundsätzlich gibt es eine Testversion ab 30 Tagen“, so SolidWorks-Mann Uwe Burk.

Das Rennen ums perfekte Mietmodell.

Software as a Service (SaaS) will nicht jeder der Anbieter. Konret darüber nachgedacht wird bei Siemens PLM. „Durch unsere aktuellen Zukäufe von LMS und Perfect Costing Solutions – die beide schon ein Subscription Modell verwenden – wird Siemens PLM solche Konzepte bald anbieten“, erklärt Martin Koczmann, Marketingleiter bei Siemens PLM. Noch auf keinen Nährboden stößt das Mietmodell hingegen bei SolidWorks. "Derzeit bieten wir noch keine Lösung als SaaS an", so Uwe Burk.

Schon längst Witterung aufgenommen haben Autodesk und PTC. PTC Creo gibt es für ein Jahr als Mietmodell. „Unseren Erfahrungen nach, deckt das die meisten Erfordernisse ab“, so Michael Sauter, Senior Vice President bei PTC. Autodesk geht noch einen Schritt weiter und bietet seine Version als SaaS im viertel-, halb und Ganzjahrestakt an. Die Preise variieren dabei je nach Lösung. „Speziell für Organisationen, die projektspezifisch arbeiten oder gelegentliche Benutzer ist das Mietmodell attraktiv“, erklärt Karl Osti, Business Development Manager Manufacturing EMEA, Autodesk GmbH. Fixkosten können so reduziert und der Cashflow damit optimiert werden.

Wer auf Wolken sitzt.

Über den Wolken schwebte Autodesk schon vor zehn Jahren. „Autodesk Buzzsaw, war eine Cloud-Lösung die eine standortübergreifende Zusammenarbeit ermöglichte. Das hieß damals nur anders“, erklärt Osti. Unter dem Namen Autodesk 360 hat der CAD-Riese diesen Vorsprung nun weiter ausgebaut und bietet nun auch Branchen-Lösungen wie Simulation 360 und BIM 360 an. Für Osti ist eine hybride Arbeitsweise die Beste. „Klassische Desktop-Suites verbunden mit Cloud-Diensten sind der beste Weg“, so der Business Developement Manager. „Denn so kann der Kunde in Situationen, in denen die Cloud-Dienste einen Mehrwert für ihn darstellen, diese projektspezifisch nutzen, muss aber nicht wählen und sich auf eine Plattform festlegen.“ Auf der SolidWorks World in Orlando kündigte auch die Tochter von Dassault Systemes ihren Gang in die Rechnerwolke an. „Wir haben bereits viele Kunden, die diese Version erfolgreich nutzen“, heißt es von Uwe Burk.

PTC schwebt noch nicht in Wolken, könnte aber schon bald abheben. „Im Moment analysieren wir das Cloud-Angebot gemeinsam mit unseren Kunden“, so Sauter. „Bis dato gab es keine unbedingte Notwendigkeit, die Cloud-Unterstützung massiv voranzutreiben. Uns ist aber bewusst, dass manche IT-Organisationen von der Virtualisierung, das heißt der privaten Cloud, Effizienzsteigerungen erwarten“, erklärt Sauter weiter. Im Juni 2013 hat PTC deshalb die Citrix-Zertifizierung seiner PTC Creo Apps bekanntgegeben. Eine eigene Cloud-Lösung hat Siemens PLM nicht, aber eine Lösung für die Cloud. Teamcenter ist ein Infrastruktur-Modell. „Teamcenter ermöglicht es die IT-Infrastruktur komplett oder teilweise an Drittanbieter von Cloud-Diensten auszulagern“, so Koczmann. Damit entfällt der eigenen Kapitalaufwand für eine IT-Infrastruktur.

Siegerargumente.

Auf die Frage „Warum sollte ich gerade Ihre Lösung bevorzugen?“ gab es gekonnte Argumente. SolidWorks punktet mit Einfachheit, dank der Windows-Oberfläche. Autodesk überzeugt mit seinem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis und durch seine größentechnische Präsenz. „Da Autodesk-Lösungen auch international als Quasi-Standard akzeptiert werden, verringert sich die Datenkonvertierung massiv“, so Osti. Siemens PLM profiliert sich mich seinem geschmeidigen Übergang von 2D auf 3D. Und PTC erkennt sein Potenzial in der Koexistenz parametrischer und direkter Modellierung. „So kann man Funktionen an der direkten Modellierung an einem parametrischen Modell anwenden, ohne befürchten zu müssen, die Eigenschaften oder die Historie zu verlieren“, erklärt PTC-Mann Sauter. Sehr eng mit ihren Kunden arbeiten alle Vier. Den hier sind sich die Big Player absolut einig: Nur wer für die User-Community ein offenes Ohr hat, wird auch in Zukunft CAD-Ass bleiben.