Firmengründung : Ex-Schaeffler-Chef Oliver Lödl gründet Consulting Firma

Oliver Lödl
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Mitte Februar 2018: Nach mehr als 13 Jahren verlässt Geschäftsführer Oliver Lödl überraschend das Unternehmen. Ihm folgten Johann Hirschegger, Werksleiter des Werks in Berndorf und Thomas Hopfner, Vertriebsleiter bei Schaeffler. Gemeinsam melden sich die drei Ex-Schaeffler-Manager jetzt mit einem Consulting-Unternehmen zurück: FADC (First Aid Dynamic Consulting) verspricht „Hands-on-Mentalität“. Bewaffnet mit einem neuen Lean-Management-Prinzip, sehr viel Industrieerfahrung und einem starken Partner geht es nun darum der Consulting-Firma "Flügel zu verleihen". Ein Interview mit Geschäftsführer Oliver Lödl über neue Beweggründe und alte Netzwerke.

Factory: Herr Lödl, Ihr Abgang bei Schaeffler Austria Mitte Februar war überraschend. Stand damals schon der Schritt ins Consulting-Geschäft fest?

Oliver Lödl: Es war naheliegend. Denn schon in der Vergangenheit stieß unsere Arbeitsweise bei Schaeffler (die enge Verkettung von Vertrieb und Produktion) auf riesige Begeisterung - auch außerhalb des Konzerns.

Das heißt Sie haben die Erfahrung bei Schaeffler genutzt, um daraus ein neues Consulting-Prinzip zu entwickeln?

Lödl: Richtig. Es nennt sich das GIVE-Prinzip: „Gemeinsam Initiative ergreifen und Verschwendung eliminieren“. GIVE fördert quasi die Entwicklung des eigenverantwortlichen und konsequenten Mitarbeiters. Damit werden Verschwendungen entlang des gesamten Wertstroms vermieden und fehlerfreie Abläufe synchron zum Kunden generiert.

Klingt verdächtig nach einem Lean-Prinzip. Ist das nicht alter Wein in neuen Schläuchen?

Lödl: Nicht, wenn man es mit den Möglichkeiten von Industrie 4.0 paart. Wir wollen Kunden zeigen, wie sie ihre Produktionskette in den Griff bekommen. Wie sie zeitgerecht die Produktion einbinden, weniger Bestände haushalten müssen und damit das gebundene Kapital reduzieren können.

Mit dem ehemaligen Werksleiter von Schaeffler Berndorf, Johann Hirschegger, haben Sie sich einen Lean-Profi mit an Bord geholt. Bei FADC ist er auch für den Bereich Mitarbeiterentwicklung verantwortlich. Aus Schaeffler-Kreisen hört man aber, dass er sich gerne mit dem Betriebsrat angelegt hat. Wie passt das zusammen?

Lödl: Das ist nicht ganz richtig. Hirschegger war und ist ein sehr produktionsorientierter Manager. Gemeinsam haben wir über die letzten acht Jahre viele Reibungspunkte gemeistert.

Reibungspunkte durch Konzernvorgaben?

Lödl: Ja, wenn Know-how-Träger das Unternehmen verlassen, ist das nie fein. Auch ein Betriebsrat vertritt oft nur die Meinung der Gewerkschaft. Gerade beim 12-Stunden-Tag ein heikles Thema. Für FADC hat Hirschegger freilich seine "produktionslastige Gedankenwelt" verlassen und wird sich nun dem Thema in seiner Gesamtheit widmen. Das fachliche Know-how dafür hat er definitiv.

Wird sich Johann Hirschegger an Ihrem Unternehmen beteiligen?

Lödl: Im Moment befinden wir uns ja noch in der Gründungsphase. In zwei Monaten wird die Eintragung ins Firmenbuch erfolgen. Hauptgesellschafter werden ich und mein Kollege Thomas Hopfner sein. Johann Hirschegger wird Anteile haben.

Thomas Hopfner war bei Schaeffler Vertriebsleiter. Ein Zufall?

Lödl: Wir alle waren lange gemeinsam für das Unternehmen tätig und haben in vielen Projekten gut zusammengearbeitet. Dass wir uns nun zusammentun, ist ein logischer Schachzug. Wir wollen unser Wissen KMUs zur Verfügung stellen und ihnen bei Industrie 4.0-Themen helfend zur Hand gehen.

Beim Thema „Lean“ macht Ihnen keiner was vor, aber woher nehmen Sie Industrie 4.0-Kompetenz?

Lödl: Bei ABB haben wir schon 1990 die Industrierobotik salonfähig gemacht. Wir haben uns damals den Herausforderungen von Greifer-, Kamerasystemen und der Einbindung in die Fließfertigung gewidmet. Haben geschaut, wie man eine Produktion intelligent automatisiert und den Industriereifegrad erhöht.

Roboter sind aber nicht Industrie 4.0...

Lödl: Der Roboter selber mag eine Arbeitshilfe sein. Aber die Einbindung dieser Arbeitszellen in ein zentrales Leitsystem mit zugehöriger Datenaufbereitung ist Industrie 4.0. Hinzu kommen unsere Erfahrungen im Bereich Predictive Maintenance, Ersatzteilmanagement und Verkettung von verschiedenen Werken.

Wird Consulting Ihr einziges Geschäftsfeld bleiben?

Lödl: Im Moment ist es mein einziger Bereich, den ich auch weiter puschen will. Dabei steht die Beratung von KMUs ganz klar im Vordergrund - auch mit Interimsmanagement.

Das heißt, Sie würden sich wieder an eine Firma binden?

Lödl: Derzeit nein, aber sag niemals nie.

Gibt es denn Angebote?

Lödl: Nur, wo ich für einen CEO beratend tätig bin. Genaueres darf ich dazu nicht verraten, nur soviel: Wir haben Angebote am Tisch, wo es darum geht einen Markt aufzubauen. Mein Hauptinteresse gilt aber der FADC. Ich will das Unternehmen rasch profitabel machen. Wir wollen relativ schnell wachsen.

Jetzt setzen Sie sich aber in ein Feld, wo sehr viele Beratungsfirmen unterwegs sind. Keine Angst vor den großen Fischen wie Porsche Consulting oder Czipin die Produktivitätssteigerungs GmbH?

Lödl: Nein, weil wir nicht über Finanzkennzahlen Firmen sanieren wollen. Wir gehen ganz klar den Weg, das interne Know-how im Unternehmen intelligent zu verwalten. Wir wollen Dienstleistungsbetriebe am Markt so ausrichten, dass sie profitabel werden. Aber dabei geht es eben nicht nur um den Cashflow, ROI und Lagerumschlagshäufigkeit...

Sondern?

Lödl: Um Möglichkeiten gegen Ressourcenverschwendung...

Spannend ist ihre Partnerwahl: Wenn Fraunhofer-Chef Wilfried Sihn Ihre Seite flankiert, kommen Sie sich da projekttechnisch nicht in die Quere? Welchen Nutzen ziehen Sie aus der Fraunhofer-Partnerschaft?

Lödl: Während Fraunhofer viel mehr in den wissenschaftlich beratenden Bereich geht, wollen wir vor Ort am Shopfloor tätig werden. Unsere Partnerschaft mit Wilfried Sihn bzw. dem Fraunhofer-Institut hat natürlich den großen Vorteil, dass wir von Fraunhofer Wissen beziehen können. Dieses Know-how wollen wir aber auf viel kleinere Segmente herunter brechen.

Und was macht Thomas Gindele, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Handelskammer (DHK) in Ihrem Advisory Board?

Lödl: Die DHK war schon immer ein sehr guter Partner, wenn es um Trend-Diskussionen ging. Außerdem vertritt die Kammer Unternehmen, die genau unsere Hilfe suchen. Unser GIVE-Prinzip dient auch dem Marktaufbau und dem Vertrieb.

Stichwort Digitalisierung: Geht es Ihnen auch um Projekte finanziert durch die öffentliche Hand?

Lödl: Natürlich wollen wir Zugang zu den Fördertöpfen der Regierung, wer bitte nicht? Zwei Projekte sind bereits in Ausarbeitung. Uns geht es aber auch um Aus- und Weiterbildung.

Aus- und Weiterbildung, inwiefern?

Lödl: Wir finden, dass das Thema Lean-Management in Schulen viel zu kurz kommt. Unser GIVE-Prinzip soll das neue Lean-Management werden. HTL-Schüler wissen zwar was Six Sigma heißt und was das Toyota-Prinzip bedeutet. Sie wissen aber nicht, wie man es umsetzt. Hier wollen wir gemeinsam mit der Wirtschaftskammer nötige Schritte in der Ausbildung setzen.

Vielen Dank für das Gespräch! Das Gespräch führte Elisabeth Biedermann