Lüftungsanlage : Digitaler Zwilling: Wie Tieto die Lebensdauer einer Lüftungsanlage verlängern will

Krämer Voigt Tieto
© Factory / Gerhard Franz Roth

Eine Maschine, die in Echtzeit mit ihrem digitalen Zwilling interagiert, gilt als der große Traum jedes visionären Anlagentechnikers. Ein Traum, der beim Wiener IT-Dienstleister Tieto Austria schon sehr fein gesponnen wird. „Alle reden vom digitalen Zwilling, wir haben ihn - direkt neben seinem Bruder, dem realen Objekt“, betont Helmut Krämer, Senior Developer bei Tieto Austria. Für wen das zunächst nicht unbedingt neu klingt, wird am real-digitale Zwillingspaar einer Lüftungsanlage eines Besseren belehrt. Denn Tieto schafft, was bisher wohl nur wenige geschafft haben: Ändert sich am realen Objekt etwas, registriert das der digitale Zwilling in Echtzeit und verändert sofort sein virtuelles Erscheinungsbild. Eine Entwicklung, die bereits Instandhaltungsabteilungen von großen Anlagenbaubetrieben aufs Tablett ruft.

Steuerungskomponenten von Beckhoff

Aber wie kam es zu dieser außergewöhnlichen Kombination? Am Anfang stand eine Verteilungsanlage für gasförmige Materialien: Real für einen Kunden konzipiert, mit Steuerungstools von Beckhoff betrieben. Tieto hatte die Aufgabe diese Anlage intelligent zu machen. In der Cloud gesammelten Produktionswerte der Anlage sollten via Tieto Service Connect sichtbar gemacht werden. „Vor zwei Jahren hatten wir die Idee, davon eine Demo-Anlage in kleinerem Maßstab zu bauen,“ erinnert sich Andreas Roither-Voigt, Senior Consultant bei Tieto, an die Stunde der „Zwillingsgeburt“ für das Verteilernetz en miniature. Beim Modell aus Metall im Format 1,5 x 0,7 x 0,5 Meter wurde die Steuerung von Beckhoff wie in der echten Verteilanlage beibehalten, weil sie „einfach, funktionssicher und kostengünstig ist“, so Roither-Voigt. Mit Zusatznutzen: „So können wir Kunden unser Tieto Service Connect anschaulich live präsentieren.“ Parallel dazu ist der Blick durch die HoloLens oder via iPad auf das 3D-Abbild von Anlage und System möglich, mit allen Echtzeit-Arbeitsdaten und -Analysen, die sich per Finger steuern lassen.

Künstliche Intelligenz in der Forstwirtschaft

Dieses Beispiel steht für viele innovative Entwicklungen und Anlagen aus dem Hause Tieto: „Wir setzen dafür 100 Prozent Cloud-Technologie ein“, meint Krämer zur Zukunftsorientierung der Tieto Service Connect, „und können so jede Aktion für Kunden triggern, vom Work Order Management bis zur Dokumentation von Arbeiten an der Anlage.“ Bei der Steuerung setzt man gerne auf Beckhoff, „weil sie sehr einfach zu bedienen - und kostengünstig bei sehr gutem Support ist“ (Krämer im O-Ton). Was ist der nächste Schritt der Entwicklung? Für Roither-Voigt eindeutig Deep Learning: „Wir forcieren selbstlernende Systeme, etwa für die Holzindustrie.“ Dort soll mit Künstlicher Intelligenz die Qualität der Baumstämme durch fotografische Auswertung der Schnittmuster objektiv bewertet werden. Dahinter, so der Tieto-Mann, stecken aber viele Arbeitsschritte: „Wir haben tausende Fotos zwei Wochen lang durchgecheckt, und damit die Basis für die Qualitätsbeurteilung geschaffen.“ Die Mühe lohnte sich, Baumstammerkennung in Sekundenbruchteilen mit minimaler Fehlerquote ist das erstaunliche Ergebnis. Auch interessant: Aus jedem Fehler lernt der schlaue Algorithmus dazu, wie er besser bewerten kann.

Maschinen, die ihre Lebensdauer verlängern

Und was bringt die Zukunft an Innovationen? Für Roither-Voigt ganz klar: „Autonome, intelligente Maschinen, nicht nur selbst lernend, sondern eigenständig arbeitend.“ Für ihn ist „Re-Inforcement Learning“ der Schlüssel zu Zukunftstechnologien, denn: „Maschinen lernen aus Fehlern, der Algorithmus verbessert sich selbst.“ Und Krämer erklärt die Vision an einem Beispiel: „Eine Maschine, die ohne menschlichen Eingriff dazu lernt, kann damit ihre Lebensdauer selbst verlängern.“ Klingt immer noch utopisch? Ist es aber gar nicht. Denn Tieto hat dazu bereits Pilotprojekte im Energiebereich gestartet.

Tipp der Redaktion: Tieto-Zwilling live erleben

Wann: 4. Oktober 2018

Wo: Software Day 2018 in der Wirtschaftskammer Österreich in Wien

Beim software day 2018 des Verbandes Österreichischer Software Industrie (VÖSI) wird Helmut Krämer den digitalen Zwilling live vor großem Publikum präsentieren. Dort wird Tieto zeigen, wie Daetn auf ein Mixed Reality Device (HoloLens) in Echtzeit übertragen und visualisiert werden. Auftretende Probleme werden visuell dargestellt und können live behoben werden. Tieto wird auch zeigen, wie zwischen HoloLens und einem Ipad Hologramme gemeinsam betrachtet und zwischen beiden interagiert werden kann.