Maschinenbau : Die Maschine aus dem Baukasten

Wintersteiger
© Factory / Elisabeth Biedermann

Wer die Fertigungshallen dieser Innviertler betritt, dem sticht das frische Grün der dort gefertigten Maschinen sofort ins Auge. Ein absolutes Wiedererkennungsmerkmal, dessen sich die Wintersteiger AG hier bedient hat. Immer unter den Top-10 im Factory- Maschinenbau-Ranking gelten die Rieder seit Jahren als Vollprofis in den Bereichen Holzdünnschnitt, Skiservice und Saatgut-Versuchswesen. Etwas Neues braut sich aber seit Februar in den Fertigungshallen der Rieder zusammen. Ein besonderes IT-Projekt mit Eplan nimmt dort Gestalt an. Es soll die Elektro-CAE-Abläufe, also die rechnergestützte Entwicklung, auf ein neues Effizienzlevel katapultieren. Für drei Eplan-Tools geht es damit gerade ans Eingemachte.

Verbreitung als Kriterium.

Schon seit 2013 suchen Gottfried Aschauer und sein Team nach einem neuen Elektro-CAE-System. Der Leiter Konzernorganisation F&E von Wintersteiger ließ sich mit seiner Entscheidung lange Zeit. Gründlich wurden mehrere Hersteller verglichen. Artikelstammdaten, Bibliotheken und Benutzeroberflächen waren dabei besonders wichtige Kriterien. „Die Entscheidung zugunsten von Eplan fiel unter anderem aufgrund der Verbreitung des Systems“, erklärt er. Den Riedern ging es dabei vor allem um die Möglichkeit, bei Kapazitätsspitzen auf Leasingpersonal zurückgreifen zu können.

Im März dieses Jahres war es dann so weit: Eplan erhielt den offiziellen Auftrag, drei Tools (Eplan Electric P8 und auf der Plattform die Add-ons Eplan Fluid und Eplan Pro Panel) bei Wintersteiger zu implementieren. Ergebnisse der ersten Pilotphase. Für Robert Erasmus ist Wintersteiger ein Projekt von der grünen Wiese weg. Im Juli besuchte der Leiter Professional Service bei Eplan zusammen mit Factory die Spezialmaschinenbauer in Ried. „Wir haben gerade die erste Einführungsphase abgeschlossen“, so Erasmus. Das Ergebnis: Nur beim Datenmanagement sei Eplan eine Spur komplexer als Konkurrenzprodukte. „Das war aber nicht ausschlaggebend für uns“, resümiert Aschauer. Zwei weitere Handlingtests stehen schon in den Startlöchern und sollen Ende September abgeschlossen sein.

Die Tücken der Systemintegration.

Was die Offenheit von Eplan gegenüber anderen Systemen angeht, – „war nur der Austausch der Artikelstämme von SAP ins Eplan etwas schwierig“, so Aschauer. Es hätte zwar eine tadellos funktionierende SAP-Online-Schnittstelle gegeben, diese wurde aber aufgrund eines Kosten-Nutzen Vergleichs in der ersten Projektphase abgelehnt. Geholfen haben sich die Rieder mit einer CSV-Datei, die offline für eine funktionierende Datenübertragung mittels einer Standardschnittstelle bei Eplan sorgt. Nur wenn die Rieder in Zukunft Schaltpläne konfigurieren möchten, werden sie noch einmal über diese Online-Schnittstelle nachdenken. „Für den Moment reicht uns aber die Offline-Lösung“, so Aschauer.

ine Maschine aus Bibliothekselementen.

Besonders wichtig war den Maschinenbauern die Standardisierung der Artikeldatenbank. Schon im ersten Handlingtest zeigte sich, was die Eplan-Lösung hier zu bieten hat. Mussten früher für alle verwendeten Artikel entsprechende Makros händisch eingegeben werden – was pro Artikelsatz einem Arbeitsvolumen von zwei bis vier Stunden entsprach –, können nun Herstellerdaten einfach aus dem Eplan Data Portal direkt ins Eplan gezogen werden. „Das dauert nur ein paar Sekunden“, so Aschauer. Aktuell befinden sich 84 Hersteller im Eplan Data Portal. Auf den Rat von Eplan-Trainern hin arbeiten die Rieder bei ihrer Projektstrukturierung besonders funktionsorientiert. „Wir haben uns bemüht, die Makros so aufzubauen, dass wir in zwei Jahren Maschinen wie aus einem Legobaukasten zusammenstellen können“, prognostiziert Aschauer.

Durchgängige Elektro- und Fluidprojektierung.

Um auch pneumatische Elemente möglichst effizient einbinden zu können – am besten schon zusammen mit der Elektrik –, holten sich die Rieder Eplan Fluid. Dabei handelt es sich um ein Engineering-Werkzeug für die automatisierte Projektierung und Dokumentation von Schaltkreisen fluidtechnischer Anlagen. Das Positive daran: Das Tool schafft eine durchgängige Elektro- und Fluidprojektierung. Es vereint damit quasi zwei Disziplinen, entsprechende Normen in der Eplan-Plattform inklusive. Acht Handlungsfelder. Für Robert Erasmus hat Wintersteiger einen Sondermaßstab, denn ein Start von der grünen Wiese weg „ist sehr ungewöhnlich“, so der Serviceleiter. Viel öfter sei er mit Kunden konfrontiert, die sich zu wenig Gedanken über das zukünftige Engineering machen und wenn meist nur bei einer CAE-Umstellung.

Das vorhandene Potenzial liegt dabei brach.

„Sie sind mit unseren Tools zwar zufrieden, nutzen deren Potenzial oft aber nur zu einem Drittel“, erklärt er gegenüber Factory. Genau deshalb entwickelte letztes Jahr das Eplan-Headquarter das sogenannte Eplan Experience Programm. Acht Handlungsfelder beruhend auf den Rückmeldungen von über 110.000 Anwendern. Sie sollen die Implementierung und den Gebrauch von Engineering- Tools noch effizienter machen. Im Interview lässt Aschauer seinen Projektplan nicht aus den Augen. Ihm sind strukturierte Abläufe wichtig. „Gerade bei einem IT-Projekt dieser Größenordnung gilt es die Handlungsfelder nicht aus den Augen zu verlieren“, so Aschauer. Dass seine Handlungsfelder genau den Eplan Experience Handlungsfeldern entsprechen wird ihm erst im Laufe des Interviews so richtig bewusst.