Aufgeklärt : Die fünf gängigsten Mythen der Digitalisierung

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Mythos Nr. 1: Digitalisierung ist ein Wundermittel

Alles wird gut, wir brauchen nur ein bisschen Digitalisierung

Wer hat‘s gesagt: Der Wundergläubige

Warum es ein Mythos ist: Digitalisierung ist so wenig ein Allheilmittel wie die eierlegende Wollmilchsau ein existierendes Tier. Schlechte Prozesse bleiben auch digitalisiert schlechte Prozesse.

Wie man dagegen angeht: Vor dem Start eines Digitalisierungsprojekts sollten die zu digitalisierenden Prozesse analysiert und Verbesserungspotential identifiziert werden. Anschließend kann geprüft werden, inwiefern sich diese Verbesserungen im Rahmen des Digitalisierungsprojekts durchführen lassen oder ob zuvor zunächst noch Prozesse optimiert werden müssen.

Mythos Nr. 2: Mitarbeiter in Produktion und Montage arbeiten nicht gerne mit digitaler Technik

Digitale Lösungen sind nichts für meine Mitarbeiter in der Produktion. Die haben heute schon keine Lust, etwas an der Work Station einzutippen. Denen brauche ich mit so modernem Kram nicht kommen.

Wer hat‘s gesagt: Der Mitarbeiterversteher

Warum es ein Mythos ist: Dass bestehende Lösungen häufig nicht genutzt werden, hat weniger mit der Computeraffinität der Mitarbeiter zu tun, als mit schlechter Usability. Zudem sind bestehende Work Stations häufig auf wenige zentrale Punkte beschränkt, so dass für die Dateneingabe der Arbeitsplatz verlassen muss. Beide Faktoren ignorieren gezielt die Bedürfnisse der Benutzer und werden entsprechend auch abgelehnt.

Wie man dagegen angeht: Fragen Sie ihre Mitarbeiter schon vor Projektbeginn, wie sie ihren Arbeitsalltag erleichtern können. Binden Sie die Benutzer von Anfang an konsequent in die Projekte ein und lassen Sie offen Meinungsäußerungen zu. Ganz wichtig: gehen Sie auf ihre Probleme gezielt ein. Moderne Methoden wie Design Thinking und die Verwendung von Click Dummies können helfen, den richtigen Input zu bekommen. Auch regelmäßiges Feedback im Rahmen einer agilen Implementierung ist nützlich, um nah an den Bedürfnissen der Benutzer zu bleiben. Und den Kollegen, der skeptisch ist, ob „seine“ Mitarbeiter wirklich eine digitale Lösung nutzen werden, sollten Sie einfach fragen, wie viele WhatsApp Nachrichten „seine“ Jungs wohl am Tag an ihre Liebste oder die Fußballkumpels schicken. Digital unterwegs sind sie längst alle, nur eben nicht im Job.

Mythos Nr. 3: Man muss ständig online sein

Digitale Lösungen sind toll, aber, wenn ich meinen Mitarbeitern allen mobilen Internetzugang geben muss, dann laufen uns die Kosten davon.

Wer hat‘s gesagt: Der Kostenbewusste

Warum es ein Mythos ist: Es gibt viele Gründe, warum eine Lösung auch offline verfügbar sein sollte und es gibt genauso viele Möglichkeiten, die Offline Verfügbarkeit umzusetzen. Eine Synchronisierung zwischen Server und App kann erfolgen, sobald der Nutzer in einem WLAN eingeloggt ist. Daten können lokal erfasst und auf dem Gerät bis zur nächsten Synchronisierung zwischengespeichert werden.

Wie man dagegen angeht: Achten sie bei der Auswahl einer digitalen Lösung auf vorhandene Offline Funktionalitäten. Besteht die Möglichkeit, Daten nur dann zu synchronisieren, wenn eine WiFi Verbindung besteht? Bestenfalls lässt sich das flexibel einstellen, so dass der Nutzer selbst entscheiden kann, wann und wie synchronisiert wird. Wenn Anwendungen keine Offline Funktionalität bieten, dann sollten sie zumindest sparsam mit den Daten umgehen und nur das notwendigste und nur auf Anforderung laden.

Mythos Nr. 4: Digitalisierung ist nur für Kunden interessant

Meine Branche ist noch nicht bereit für Digitalisierung. Unsere Kunden interessiert das nicht.

Wer hat‘s gesagt: der Umsatzorientierte

Warum es ein Mythos ist: Die Frage, ob eine Branche oder die Kunden bereit für Digitalisierung sind, ist der falsche Ansatzpunkt. Stattdessen gilt es zuerst zu erörtern, wo man mit Digitalisierung den größten Nutzen erzielt. Der beträchtliche Mehrwert der Optimierung interner Prozesse geht häufig im Vergleich neben neuen Benefits für die Kunden unter.

Wie man dagegen angeht: Schauen Sie bei Digitalisierungsprojekten konsequent auf den möglichen Nutzen. Oft lohnt es sich über Bereiche nachzudenken, die sonst eher außen vorgelassen werden. Wo lange nichts optimiert wurde, lässt sich oft eine überdurchschnittliche Verbesserung erzielen.

Mythos Nr. 5: Mit der richtigen Technik ergeben sich die passenden Projekte von selbst

Die Technik ist toll. Wir sollten ein Projekt machen, um das passende Einsatzgebiet dafür zu finden.

Wer hat‘s gesagt: der Technikverliebte

Warum es ein Mythos ist: Vor jedem Projekt sollte eine Betrachtung des Nutzens stehen. Wenn ein Manager ein Digitalisierungsprojekt auf Grund einer "tollen Technik" machen will, dann ist diese offensichtlich nicht gegeben. Projekte ohne konkreten Nutzen für das Unternehmen scheitern überproportional häufig.

Wie man dagegen angeht: Erarbeiten Sie zunächst eine digitale Strategie, bevor wahllos Projekte gestartet werden. Überlegen Sie, mit welchen Herausforderungen ihre Branche zu kämpfen hat. Informieren Sie sich über Trends und Technologien und denken Sie dann darüber nach, wie die Herausforderungen gelöst werden können. Nachdem sie Probleme und mögliche Lösungen identifiziert haben, betrachten sie Kosten und Nutzen und entscheiden sich für ein erstes Pilotprojekt. Hat das funktioniert? Dann sollten Sie ihre Strategie mit den gewonnenen Erkenntnissen aktualisieren und die für Sie relevanten Projekte identifizieren. Auch hier sollte wieder der Nutzen im Mittelpunkt stehen und nicht die Technik, so attraktiv sie auch sein mag.

Lassen Sie sich nicht abschrecken von Technikverliebten und Mitarbeiterverstehern, von Kostenbewussten und Wundergläubigen. Digitalisierung ist weder Wundermittel, noch einfach nur eine coole Technik. Es ist ein Mittel zum Zweck, einen möglichst hohen Nutzen für Ihr Unternehmen zu erzielen. Deshalb sollte man an die Digitalisierung genauso herangehen, wie an andere Projekte auch, objektiv, geplant und mit einem klar definierten Ziel.