FACTORY-Kommentar : Der Handschuh schaut dem Arbeiter auf die Finger

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Der elektronische Handschuh ProGlove hilft also den Menschen am Fließband oder beim Kommissionieren im Lager jeden Handgriff zu optimieren. Die Produktionsleiter in der Industrie oder Lagerleiter in der Logistik, die ständig daran arbeiten, jeden Produktionsschritt weiter um Sekunden zu verkürzen oder die Outputquote zu verbessern können jubeln. Der Handschuh, über die Hand des Arbeiters im Lager oder Fließband gestülpt kontrolliert jeden seinen Handgriff peinlich genau und zeichnet auf, ob er heute gut drauf ist, unter Stress steht oder zu langsam arbeitet. Jedes Werkzeug, dass der Arbeiter in die Hand nimmt und jede Bewegung wird von der „Dritten Hand“ registriert und natürlich, wie könnte es anders sein, als Datenbestand aufgezeichnet, damit die Produktionsleitung am Ende des Tages weiß, ob der Mann am Band produktiv war, das Soll erreicht hat oder – dank Datenaufzeichnung - gelahmt hat.

Was einerseits als Fortschritt gefeiert wird, zeigt anderseits, wie der Mensch als atmendes Wesen offenbar mit zu viel Schwächen behaftet ist und mit unzureichenden Stärken, um im Produktionsprozess das Optimum herauszuholen. Denn: je höher der Automatisierungsgrad in der Produktion, desto höher die Rendite und die Qualität der Wertschöpfungskette. Der kontrollierende Handschuh steigert per saldo die Produktivität, was die Lohnkosten senkt. Der Handschuh ist ein Beispiel dafür, wie das Vertrauen in den Arbeiter sinkt, man ihn immer mehr zum getakteten Bestandteil der digital koordinierten Abläufe degradiert. Seine Tätigkeit an der Werkbank wird abgewertet, während gleichzeitig der körperliche Leistungsdruck auf ihn steigt, weil die dritte Hand mit ihrem grünen oder roten Lamperl zeigt, ob der Träger auch wirklich alles richtig macht. Die Fürsprecher der Dritten Hand sehen in ihr den nächsten kolossalen Schritt zur Produktionsoptimierung. Die Mahner pochen auf die Qualität der Jobs dank menschlichen Einsatz. Um betrieblichen Erfolg und den menschliche Wert der Arbeit künftig auf einen Nenner zu bringen braucht es wohl eine g’scheite Hand-in-Hand-Strategie von Mensch und Automation.

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