Maschinenbau : „Aus der Krise herauskatapultiert“

Engel Schwertberg
© ENGEL Austria

Im November 2020 wendete sich das Blatt. Auch die Nachfrage aus der Automobilindustrie zog nach zwei sehr schwierigen Jahren wieder an. So fand das Geschäftsjahr 2020/21 einen versöhnlichen Ausklang. Mit weltweit 6400 Mitarbeitern erwirtschaftete die Engel-Gruppe einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro. Zwar ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr mit einem Minus von 15 Prozent erneut gesunken, für das laufende Geschäftsjahr rechnet der heimische Maschinenbauer aber wieder mit Wachstum. „Wenn sich der Aufwärtstrend festigt, ist ein Plus in der Größenordnung von bis zu 20 Prozent realistisch“, sagt CSO Christoph Steger.

„Unser Auftragsstand ist so hoch wie zuletzt 2018“, berichtet CEO Stefan Engleder. „Es hat uns aus der Krise regelrecht herauskatapultiert.“ Zugleich warten neue Herausforderungen auf den Spritzgießmaschinenbauer und Systemanbieter aus Österreich, allen voran die aktuellen Lieferengpässe bei Rohmaterialien und Komponenten. „Wir haben uns in der Krise weiterentwickelt“, so Engleder. „Wir werden die vor uns liegenden Herausforderungen gut meistern.“

Nachfrage zieht in allen Regionen an

Die regionale Umsatzverteilung im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2020/21 spiegelt die Auswirkungen der Krise wider. Europa trug mit 45 Prozent zum Gruppenumsatz bei, was deutlich unter dem Vorjahresanteil von 54 Prozent liegt. Aus Amerika kamen 30 Prozent – gegenüber 25 Prozent im Jahr zuvor – und aus Asien 23 Prozent, während es im Jahr zuvor 20 Prozent waren. „In Amerika und Asien – und dort vor allem China – zog die Konjunktur als Erstes wieder an und das kräftig“, so Steger. „Inzwischen ist auch Europa wieder gut auf Kurs.“

Ebenso gibt es in der Umsatzverteilung nach Branchen Verschiebungen. Vor allem der Bereich Technical Moulding ist deutlich gewachsen. Dazu zählen unter anderem die Segmente Haushaltswaren, Sport, Spiel und Freizeit, die während der Corona-Pandemie weltweit eine verstärkte Nachfrage erfuhren. Auch stieg der Anteil der Business Unit Medical weiter an. Kunststoffprodukte leisten einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie.

Lieferfähigkeit trotz Materialknappheit gesichert

„Kunststoff ist und bleibt der Werkstoff der Zukunft – das spiegelt die stark und vor allem schnell anziehende Nachfrage wider“, sagt Steger. Die gute Auftragslage stimme optimistisch, dennoch bleibe eine gewisse Unsicherheit, die die Planung erschwere. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Märkte volatiler werden und von uns mehr Flexibilität abverlangen.“ „Wir haben uns auf Krisen vorbereitet“, führt Stefan Engleder weiter aus. „Unser weltweites Produktionsnetzwerk und das dezentral gestärkte Know-how im Vertrieb, Service und in der Anwendungstechnik helfen uns, flexibel zu agieren.“

Die größte Herausforderung derzeit sind aber die Lieferengpässe bei Rohmaterialien und Komponenten. „Die Versorgungssituation wird uns in den nächsten Monaten noch auf die eine oder andere Probe stellen“, so Engleder. Zwar kann Engel durch seinen internationalen Werksverbund und die schon vor mehreren Jahren etablierte Dual-Sourcing-Strategie die weltweite Lieferfähigkeit sicherstellen, die Kostenschere geht jedoch immer weiter auf. „Die Märkte sind überhitzt und die steigende Inflation verstärkt diesen Effekt“, sagt Engleder. „Dies wird auch im Maschinenbau Auswirkungen auf die Preise haben.“

Nachhaltigkeit und Digitalisierung treiben Wachstum

Zu den Innovations- und zugleich Wachstumstreibern gehören aktuell vor allem drei große Themen: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und die Transformation des Automobils. Alle drei Bereiche sind eng miteinander verknüpft. „Die Digitalisierung hilft uns, das volle Potenzial der Spritzgießmaschinen auszuschöpfen und damit effizienter und nachhaltiger zu produzieren“, sagt Stefan Engleder. „Wenn wir die Digitalisierung wirklich nutzen, erscheinen uns die CO2-Reduktionsziele, die uns von der Politik vorgegeben werden, auf einmal nicht mehr unmöglich.“

Innovationsstärke ist Basis für Erfolg

Pro Jahr investiert Engel rund 70 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung. Im Erfinderranking, das jährlich vom österreichischen Patentamt veröffentlicht wird, gehört das Unternehmen konstant zu den Top-Zehn-Unternehmen mit den meisten Patentanmeldungen. Im jüngsten Bericht für das Jahr 2020 belegt Engel Platz vier.